Missionare nach Malawi
Als Gemeinde haben wir uns entschlossen, Missionare finanziell zu unterstützen. Ganz konkret geht es um die Familie Soppa, die nach Lilongwe (Malawi) geht.
An dieser Stelle veröffentlichen wir den in unterschiedlichen Abständen erscheinenden Rundbrief der Familie.
Familie Soppa in Malawi
Auf ins nächste Jahr!
mit unseren Rundbriefen möchten wir euch regelmäßig einen Einblick geben in das, was wir hier eigentlich so machen, wie es sich als Familie in Malawi lebt und wie es uns damit geht. Gleichzeitig möchten wir euch auch das Land und die Menschen ein wenig näherbringen und versuchen, euch ein Fenster in eine andere Welt zu öffnen.
Unser letztes Schreiben liegt schon ein bisschen länger zurück, nun wollen wir endlich mal wieder ein Lebenszeichen von uns geben.
Ferienzeit - Familienzeit
Hinter uns liegt eine ereignisreiche, erfüllte Zeit mit viel Besuch aus Deutschland. Wir sind reich beschenkt worden mit Familie und Freunden, die sich trotz zahlreicher Impfungen und langer, teurer Flüge zu uns aufgemacht haben, um unser Leben in Malawi und das Land ein Stück kennenzulernen. Dies ist, wie wir finden, keine Selbstverständlichkeit.
Wir konnten dabei manches Mal auch Dinge und Situationen wieder bewusster wahrnehmen, sozusagen durch die Brille derer mit hindurchsehen, die dies alles hier, was uns schon ein Stück zur Normalität geworden ist, zum ersten Mal sehen.
Für ein paar Tage haben wir einen Teil des Landes gemeinsam mit Michas Familie erkundet, inklusive unserer ersten echt afrikanischen Safari. Diese fiel allerdings morgens um 5 Uhr im malawischen Winter äußerst kalt aus. Die einzige Situation bisher, in der wir tatsächlich Handschuhe und Mützen gebraucht hätten. Darüber hinaus war es im Juni/Juli aber doch weniger kalt als gedacht, tagsüber war es immer sonnig bei etwa 25 Grad und baden war immer möglich.
Aktuelles aus der Hauptstadt Lilongwe
Ein kleiner Einblick in unsere etwas turbulente letzte Woche:
Es ist Mittwochmorgen. Ich (Margrit) sitze im Auto – eine Stunde ist vergangen, seit ich mich an der Tankstelle in die Schlange Wartender eingereiht habe. Es ist 8:22 Uhr und schon ordentlich heiß in meinem Fahrzeug. Wir alle stehen an für Petrol – also Benzin. Treibstoff ist zurzeit knapp und nur an manchen Tankstellen erhältlich. Wo, das erfährt man durch WhatsApp-Gruppen oder erkennt es eben an den nicht zu übersehenden Schlangen. Die Tankstelle, für die ich anstehe, ist aus meinem Fahrzeug jedoch nicht zu sehen. Ich werde schon unruhig, obwohl ich mich natürlich entsprechend vorbereitet habe: Ich bin mit Laptop, Lesematerial, Essen und Trinken ausgerüstet. Seit einer Stunde hat sich kein Fahrzeug auch nur einen Millimeter bewegt. Die Autos vor und hinter mir suggerieren mir, hier richtig zu sein. Nichts planen oder zeitlich absehen zu können fällt mir schwer. In ungefähr 5 Stunden muss ich zurück an der Schule sein. Als ich die Kinder dort abgesetzt hatte, haben wir noch gescherzt, ob sie auch ihre Schlafsachen dabeihätten, weil ich sie eventuell nicht abholen könne.
Micha stand gestern 6 Stunden in der Schlange, bis er um 22 Uhr nach Hause kam – kurz bevor er dran gewesen wäre, war der Sprit an dieser Tankstelle aufgebraucht.
Im letzten Jahr um diese Zeit war es ähnlich, damals hörten wir von Leuten, die zwei Tage gewartet hatten. Manche können ohne Fortbewegungsmöglichkeit nicht zur Arbeit, können, sofern sie kein festes Gehalt bekommen, an diesen Tagen nichts verdienen. Wir hören vom boomenden Schwarzmarkt. Manche Kabasa-Fahrer (Motoradtaxis) tanken sich angeblich ihr Fahrzeug voll und zapfen das Benzin hinterher ab, um es teuer zu verkaufen.
Ansonsten schreitet die Fertigstellung des großen Baustellenprojektes in Lilongwe voran. „China Aid“ macht Lilongwes Straßen schick, zumindest die für alle sichtbaren, großen Hauptverkehrsstraßen. Sogar Ampeln und – wir staunen! – Bushaltestellen werden gebaut. Immer noch ändert sich aber täglich die Streckenführung. Der Weg, den wir gestern noch fuhren, kann heute schon wieder nicht mehr vorhanden oder gesperrt sein. Es ist eine tägliche Überraschung und oft ziemlich chaotisch.
Ein Tag auf der Balaka-Farm
Im Juni hatten wir die Gelegenheit für einen kurzen Besuch auf der Balaka-Farm, etwa 3,5 Stunden Fahrtzeit von Lilongwe entfernt. Auf der Farm werden, unter anderem, Einheimische im nachhaltigen Anbau von Gemüse und Getreide geschult. Außerdem gibt das Team dort Wissen über verschiedene heilwirksame Pflanzen weiter, die getrocknet und z.B. zu Tee oder Pulver weiterverarbeitet werden. Es war sehr interessant für uns, die Arbeit auf der Farm und auch besonders schön, unsere EBM-Kollegin Karin Schwarz dort kennenzulernen, die die Balaka-Farm leitet. Dort lebt es sich doch ganz anders als bei uns Stadtmenschen in Lilongwe, wie wir zumindest für eine Nacht testen konnten, mit ausschließlich kaltem Wasser und Bio-Kompost- Toiletten. Zum Frühstück wurde ein großer Topf Süßkartoffelbrei mit Erdnusspaste gekocht, süß und sättigend. Uns hat es geschmeckt, unseren Kindern war es etwas zu ungewohnt.
Andere Projekte kennenzulernen und ab und zu ein bisschen Austausch mit KollegInnen hier im Land zu haben, ist sehr wertvoll für uns.
Neues von Michas Arbeit am Baptist College
Ich (Micha) habe in diesem Semester meine Vorlesung zur Ekklesiologie und Eschatologie begonnen. Darin setze ich mich mit den Studierenden gemeinsam mit Fragen nach dem Wesen der Kirche (Ekklesiologie) und den letzten Dingen (Eschatologie) auseinander. Wir haben dabei spannende Diskussionen. Da ich naturgemäß meine deutsche Perspektive in diese Themen mit einbringe(n muss), kommen wir oft ins Gespräch über unterschiedliche Auffassungen, die wir haben. Besonders in Fragen der Kirchenlehre hat sich herausgestellt, dass sich der malawische Baptismus – zumindest in seinen vielerorts gelebten Strukturen – deutlich von dem unterscheidet, was wir in Deutschland für typisch baptistisch halten. Ich freue mich darüber, in diesen Gesprächen meine Studierenden und vor allem auch das Land Malawi und seine Kultur besser kennenzulernen.
Ich habe in diesem Semester außerdem begonnen, eine neue Gruppe Studierender in neutestamentlichem Griechisch zu unterrichten. Nach den etwas durchwachsenen Erfahrungen des letzten Jahrgangs habe ich meinen Unterricht etwas umgestaltet, um besser auf die Erfordernisse der Studierenden eingehen zu können. Bisher scheint diese Umstellung Früchte zu tragen und ich bin sehr zufrieden mit dem Fortschritt der Studierenden.
Im Oktober haben wir eine aufwändig gestaltete Zeugnisübergabefeier gehabt. Dabei habe ich zum ersten Mal erleben können, wie so etwas hier im in vielerlei Hinsicht britisch geprägten Malawi abläuft. In einem sehr würdigen Rahmen wurden den Studierenden ihre Zeugnisse ausgehändigt, für die sie in den letzten vier Jahren hart gearbeitet hatten.
Anlässlich dieser Feier wurde auch die neue Kanzlerin des Baptist College, Prof. Dr. Edrinnie Kayambazinthu, in ihr Amt eingeführt. Dieses Amt wurde im Zuge einer Neugestaltung der Organisationsstruktur am Baptist College eingeführt. Die Strukturänderung wurde notwendig, um den Anforderungen des National Council for Higher Education (NCHE) zu entsprechen, um damit den Prozess der Akkreditierung des Baptist College als Universität fortzusetzen.
"Hope for Widows"
Die Initiative rund um unsere Chichewa-Lehrerin Amess liegt mir nach wie vor am Herzen und ich (Margrit) bin dort immer willkommen und sogar Gastmitglied. Ich habe genau wie die anderen Frauen meine 800 Kwacha (weniger als 50 Cent) Monatsbeitrag zu zahlen.
Vor einigen Jahren konnten die verwitweten Frauen ein Gelände kaufen, wo sie ihr „Hope Foundation Center“ errichtet haben. Als ich zum ersten Mal dort war, war es ein Betonbau mit unverputzten Wänden. Vor kurzem hatten sie die Möglichkeit, ein Stück weiter zu renovieren. Sie hoffen nun, im Dezember mit ihren Nähmaschinen hier einziehen zu können. Zurzeit muss dafür noch Amess‘ Haus herhalten. Geplant ist außerdem eine Bäckerei. Neben der ebenfalls schon vorhandenen Vorschule für ca. 50 Kinder aus der umliegenden Gegend, startet eine Hausaufgaben- und Lernbetreuung am Nachmittag für ältere Schüler. Auf dem Gelände bauen sie außerdem seit neuestem Tomaten und Mais für den Verkauf und Eigenbedarf an und das auf nachhaltige, ökologische Art. Sie erzählen mir lachend, wie sie ihren eigenen Dünger herstellen: Dazu bringt doch tatsächlich jede von ihnen regelmäßig ihren zu Hause gesammelten Urin mit, der gemischt mit gehäckselten Maisresten und Asche auf das Gemüse gebracht wird. Ich kann nur sagen, die Tomatenernte ist reichlich und sie schmecken besser als alle, die wir hier jemals an der Straße gekauft haben. Eine großartige Fraueninitiative, die ein positives Beispiel dafür ist, wie viel mit Zusammenhalt, Mut und Gottvertrauen erreicht werden kann.
Zum Abschluss noch mal zurück zum Tankstellenerlebnis: Wir haben am oben beschriebenen Tag tatsächlich insgesamt 19 Stunden abwechselnd gewartet, bis 2:30 Uhr in der Nacht. Wenige Autos bevor wir an der Reihe gewesen wären, war das Benzin erneut alle. Am folgenden Tag blieben die Kinder dann zu Haus und Micha konnte unser Auto nach weiteren fünf Stunden Warten endlich wieder volltanken. Es waren anstrengende drei Tage, aber auch eine Erfahrung, die uns mal wieder dankbar machte für das Privileg, ein Auto zu besitzen, aber uns auch bewusst machte, wie abhängig wir davon sind und wie sehr wir diesen Luxus doch gewöhnt sind.
Über die aktuelle Situation berichtet übrigens auch das ZDF auf seiner Website.
Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er den einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
(Die Bibel, Evangelium nach Johannes 3,16.)
Gebetsanliegen
Wir freuen uns über viele ermutigende Nachrichten von Menschen und Gemeinden, die für uns beten. Folgende Anliegen bewegen uns derzeit:
Wir sind dankbar...
... für einen schönen Sommer und die vielen wundervollen Menschen, die uns besucht haben;
... für vieles, was sich in unserem ersten Jahr hier schon gut entwickeln konnte und für viele Bekanntschaften und Freundschaften;
... dafür, dass wir bisher von möglichen Krankheiten (z.B. Malaria) verschont geblieben sind;
... für Michas Arbeit und die Veränderungen im Unterricht, die gut gegriffen haben.
Wir bitten darum, dass...
... sich vorhandene Freundschaften der Kinder vertiefen und dass sich weiter neue Freundschaften entwickeln.
... es eine gute Regenzeit gibt, damit die Menschen hier im nächsten Jahr eine reiche Ernte haben;
... die Anerkennung des Baptist College als Universität weiterhin gut voranschreitet.
Rundbrief #06 - November 2024